Donnerstag, 02 Juli 2020 09:57

Als Gouverneur in die Bresche sprang

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Wenn der Stammkeeper verletzt ist – seine Nummer zwei im Spiel einen Platzverweis kassiert, der Torwart der zweiten Mannschaft keine Nominierung im Angebot genoss, muss oftmals der Torwarttrainer selbst in die Bresche springen. Eine Situation fasst unglaublich und trotzdem passiert.

Es war sechzehnte Spieltag der Rheinlandliga-Spielzeit 2019/2020. Zu Gast im heimischen Wohnzimmer lief damals der TuS Mayen auf. Der FSV spielte in dieser Saison bislang einen ansehnlichen Fußball – und ging schließlich auch in dieses Heimspiel mit breiter Brust. Doch die personellen Ausfälle überwogen diesen Heimauftritt. Viele Abstriche galt es zu stemmen – unteranderem auch FSV-Stammkeeper Sebastian Dahm. Im Duell gegen Mayen stand somit Yunus Akgül Gewehr bei Fuß. Seine Jungs hielten ihm den Ball auch phasenweise vom eigenen Tor fern. Der heimische Auftritt gefiel – denn immerhin schraubten sich die Trierer Höhenkicker nach Toren von Julian Schneider, Philipp Hahn und Luca Sasso-Sant bereits schon nach zwanzig Minuten mit einer soliden 3:0-Führung in die Höhe. Von den Gästen selbst kam bis dato nicht viel. Mayen agierte harmlos und biss sich oftmals am heimischen Defensiv-Bund die Zähne aus. Somit ging es mit einer verdienten Dreifach-Führung in die Halbzeitpause – nichts ahnend, dass der zweite Durchgang noch ganz schön am eigenen Gemüt rütteln wird.aVpsHl16GxFddCA8HwKaDqD1XA0dIhgzMqXDU7BD

Der Wiederanpfiff gerade erst ertönt – sorgten die Hausherren schon für den ersten Aufreger im zweiten Durchgang. Ein Foulspiel – oder besser gesagt eine sogenannte Notbremse, stand im ''Anklagebericht'' von Yunus Akgül geschrieben. Der Schiedsrichter machte in diesem Fall einen kurzen Prozess und schickte Akgül mit knallrot direkt in die Kabine. Doch wer stand nun zwischen den beiden Pfosten?

Stammkeeper Dahm verletzt – Akgül vom Platz geflogen, schlug nun die Stunde von Torwarttrainer Andreas Gouverneur, der sich schnell sein körperbetontes Trikot überzog und sich im geübten Laufschritt Richtung Tor bewegte. Gouverneur – auch im engsten Kreis ''Mersch'' genannt, hatte noch eine Halbzeit vor der Brust, die einem Fan und auch den Spielern selbst, wie eine gefühlte Ewigkeit vorkam. Mersch machte aber trotz kleinem Bäuchlein einen bärenstarken Job. Fast wie in alten Zeiten – so warf sich Andreas auch in diesem kuriosen Spiel von einer Parade in die nächste. Seine Jungs hielten ihm so gut es ging den Strafraum sauber. Nach einer Stunde war aber auch dieser Bann gebrochen und Mersch musste erstmals seit seinem überraschenden Comeback hinter sich greifen. Mayen erzielte den 1:3-Anschluss dank Lukas Mey und probte nun eine Aufholjagd – die am Ende dem FSV fast den Sieg gekostet hätte. Aber auch der FSV hatte im Endspurt oftmals die Chance auf dem Fuß die Führung auszubauen – verpasste jedoch das Tor und das meist nur um Haaresbreite.

Erst in den Schlussminuten drückte der TuS mit allen erlaubten Mitteln. Tarforst kam kaum noch aus der eigenen Hälfte heraus und kassierte schließlich in der Nachspielzeit durch einen Treffer von Niklas Weis einen weiteren Dämpfer. Mayen pochte auf den Ausgleich – den der FSV aber nicht zuließ. Allen voran Andreas Gouverneur – der gekonnt seine Hintermannschaft steuerte und selbst auch im Tor einen riesigen ''Aushilfsjob'' abrief. Er rettete den FSV dank starken Paraden und feierte am Ende mit seiner Mannschaft einen ziemlich ungewöhnlichen 3:2-Heimsieg in einem Spiel – dass man so schnell nicht mehr vergessen wird. Für Mersch selbst war es ein schönes Gefühl wieder aktiv zwischen den Pfosten zu stehen. Und auch Chef-Trainer Holger Lemke war positiv überrascht vom souveränen Auftritt seines Torwarttrainers – auf den man wohl auch in der Zukunft trotz Wohlstandsbäuchlein im körperbetonten Trikot setzen kann. (am)

 

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