„Es ist faszinierend und erschreckend zugleich, wie gut unsere Kleinen damit umgehen“, unterstreicht Steffen Hilmer, Jugendleiter des FSV Trier-Tarforst.
Ein unschöner Stillstand der nicht enden mag. Seit Oktober ruht der Ball im Amateur- und Jugendbereich und so recht weiß keiner, wann es in diesem Sport für Klein und Groß wieder weitergehen könnte. Ein möglicher Re-Start Ende Februar in allen Altersklassen wird immer unwahrscheinlicher, dürfte wohl erneut, ähnlich wie auch schon im Frühjahr 2020, ein Saison-Abbruch die derzeitige Ungewissheit stillen.
Sehnsucht wächst
Besonders die Kleinen gehen mit dieser Krise gut und sehr professionell um. Zwar streckt sich die Sehnsucht immer mehr Richtung Himmel, dass Alternativprogramm im Onlinemodus wird aber gut und gerne angekommen, wie Hilmer weiter bekräftigt: „Obwohl man es sehr professionell nimmt, ist die Stimmung schon sehr getrübt. Der Fußball fehlt den Jungs sehr, dass mehr merkt. Ihre Gesichter sprechen Bände, ihre Augen drücken Sehsucht aus. Es schmerzt uns schon alle sehr. Leider sind aber auch uns Verantwortlichen die Hände gebunden – sodass wir ihnen derzeit nur Online-Programme anbieten können.“
Doch Online-Training ist nicht gleich Fußball, dass weiß auch Steffen Hilmer. Große Abwechslung vor dem Bildschirm ist zwar vorhanden, doch lässt sich dieses Teil auf Distanz keineswegs mit dem runden Leder ersetzen, wie der Jugendleiter weiter ausführt: „Wir bieten den Kids online ein breites Angebot an. Aber wir wissen auch, dass dies alles nicht das Wahre ist. Ein Training oder ein Spiel im Fußball ohne Zweikämpfe und dann auch auf Distanz, klingt in meinen Augen sehr fremd und unschön. Doch leider müssen wir genau darauf aktuell zurückgreifen.“
Fitness nur zweitrangig
An oberster Priorität steht die ''noch'' gute Laune zu halten. Die Fitness selbst nur Nebendarsteller, möchte man das Gemüt der Kinder glücklich und zufrieden gestalten, so schwer es einem derzeit auch fällt. „Wir versuchen in allen Bereichen unser Bestes. Die gute Laune jedes einzelnen Kindes ist uns sehr wichtig, dafür geben wir aktuell alles. Wir halten uns gemeinsam mit den Kindern immer einen Satz vor Augen. ''Der Tag, an dem wir wieder auf den Fußballplatz dürfen, wird kommen''. Es ist ein Satz der uns allen Hoffnung gibt. Er schnürt den Zusammenhalt und das Durchhalten. Das ist meiner Meinung nach enorm wichtig“, betont der Jugendleiter mit wehmütiger Stimme.
Der Großteil aller Jugendteams legte über den Jahreswechsel eine kurze ''Verschnaufpause'' ein. Zumindest blieb mal für eine Zeit lang der Monitor aus. Der auf jedes Team abgesteckte und individuell gestaltetet Trainingsplan wird erst nach und nach wieder aufgenommen. Laufeinheiten im Solo-Modus und diese momentan nicht mehr wegzudenkenden Online-Einheiten. Eine Szene der Zukunft, oder doch nur eine Momentaufnahme?! Ein schnelles Ende erhofft sich auch Hilmer, doch wann, dass ist und bleibt die Gretchenfrage. „Irgendwann muss die Normalität auch mal zurückkehren. Die Kinder können nicht auf Dauer diesen Modus fahren, da es für die Entwicklung ja auch sehr schädlich ist. Kinder brauchen Bewegung, soziale Kontakte und gemeinsame Aktivitäten. All das, wird ihnen derzeit geraubt. Das sind alles keine schönen Gedanken“, gibt Hilmer fortführend zu verstehen.
A- und B-Jugend in der ''Vorbereitung''
Die A- und B-Jugend proben zumindest schonmal den ''Ernstfall'' eines möglichen Re-Starts. Die heiße ''Vorbereitung'', sofern man es so nennen darf, schreitet voran und die Fitness wächst, wenn auch auf Distanz. „Wir versuchen alle Spieler so fit wie möglich zu machen. Wir müssen immer davon ausgehen, dass es Ende Februar weitergehen könnte, auch wenn die Chancen eher gering sind, betrachtet man aktuell das politische Geschehen. Trotzdem müssen wir auf jedes Szenario bestens vorbereitet sein. Eine gute Fitness dient ja auch der Vorbeugung von Verletzungen. Dies versuchen wir den Spielern der älteren Jahrgänge derzeit mit auf den Weg zu geben. In den jüngeren Jahrgängen stehen aber nach wie vor unsere diversen Online-Angebote zur Verfügung. Man merkt aber auch schon bei den ganz Kleinen, dass sie mit Online-Angeboten zum Teil ein Stück weit überreizt sind, da ja auch der Schul-Modus aktuell über den Online-Weg erfolgt“, betont Steffen Hilmer weiter, der das breite Angebot, die tollen Ideen der jeweiligen Trainer*innen lobend hervorhebt: „Es ist nicht einfach Woche für Woche ein interessantes Angebot auf die Beine zu stellen. Hier werden tolle Ideen geboren, die von unseren Kleinen auch prima angenommen werden.
Das Feedback ist toll und bestärkt uns darin, dass wir den Kinder hier schon eine schöne, wenn auch ungewohnte Zeit bereiten können. An dieser Stelle auch ein großes Lob an jeden Trainer oder Trainerin. Sicherlich gibt es aber auch Kinder oder auch Eltern, die sich auf dieses Angebot eines Online-Trainings noch nicht so recht einlassen möchten. Hier kann ich nur appellieren, auch dieses Angebot mal anzunehmen. Wir versuchen hier eine gewisse Balance zwischen Distanz, dem sozialen Geschehen und der körperlichen Weiterentwicklung zu schaffen. Es geht nicht immer nur um das reine Fußballspielen, sondern auch um das Gefühl, gemeinsam etwas zu machen und auf die Beine zu stellen. Am Ende der jeweiligen Einheiten sind die Spieler, die sich auch zu 100 % darauf einlassen, immer glücklich und froh etwas getan zu haben. Ganz egal ob Klein oder Groß. Genau das macht uns auch glücklich und zeigt uns auf, dass wir nur gemeinsam durch diese schwierige Zeit gehen können“, unterstreicht Jugendleiter Steffen Hilmer abschließend.
Kinder sind die wahren Helden
Die wahren Helden dieser schwierigen Zeit – und das vereinsübergreifend, sind demnach weiterhin die Kinder, die nicht nur einen Teil ihrer wichtigen kindlichen Entwicklung unterdrücken, sondern sich auch gemeinsam, wenn auch auf Distanz, stark und mit aufmunternden Worten durch diese Krise boxen. Der Fußball, dass Spielen und Trainieren, der Spaß zwischendurch und der direkte Kontakt zu Freunden. All diese Dinge stehen auf dem Abstellgleis – jedoch mit der Hoffnung und dem großen Wunsch, irgendwann wieder zur gewohnten Normalität zurückkehren zu können.
André Mergener