Montag, 05 April 2021 08:18

Ein Topstürmer tritt ab – Patrik Kasel beendet aktive Fußball-Karriere

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Es gibt Spieler die hinterlassen ein sportliches Denkmal. Herausstechend mit Leidenschaft, Ehrgeiz und Stärke auf dem Platz, erinnert man sich gerne zurück. Tief verwurzelt mit Verein und dem Fußball, beliebt bei Fans und Zuschauern sowie brandgefährlich vor den Toren des Gegners. Auch Patrik Kasel ist einer dieser besonderen Spieler. Nach vielen Jahren auf dem Platz hängt der heute 35-Jährige seine Fußballschuhe aber nun endgültig an den Nagel. Seine aktive Karriere ist passé – was bleibt sind Geschichten samt Erinnerungen, an die sich auch der Goalgetter gut und gerne zurückerinnert.

Beim FSV Trier-Tarforst schrieb er Geschichte. Sein vereinseigener Marktwerk schnellte in die Höhe, wuchs Kasel schnell zu einem echten Publikumsliebling heran. Mit der Nummer 11 auf dem Rücken entfachte er nicht nur gehöriges Feuer, sondern sprach auch als Leader auf dem Platz – ein Wegweißer der Jüngeren und Pusher wenn es mal nicht so rund lief. Kasel blickt auf eine lange FSV-Vergangenheit zurück. Viele Spiele entschied er zu Gunsten der Mannschaft. Seine Handschrift, seine Kaltschnäuzigkeit plus seine Erfahrung. Eine Waffe – oder einfach ausgedrückt, ein echter Stürmer.

Hier fing alles an...

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Den Weg in den Fußball fand Kasel beim SV Föhren. Als kleiner Mann mit schnellen Füßen unterwegs, erhaschte er schon früh sein Talent und ballerte schließlich auch schon als kleiner Knirps was das Zeug hielt. „Ja das Tore schießen war schon immer mein Ding. Schon in der F-Jugend damals beim SV Föhren schoss ich knapp 100 Tore. Somit stand das Abenteuer Fußball schon damals unter einem sehr guten Stern“, erklärt der 35-Jährige seinen Instinkt zum Tor, der ihn letztendlich geprägt und geformt hat.

Nach seiner Jugendzeit in Föhren fand er schließlich nach einer langen Pause 2012 den Weg zum FSV Trier-Tarforst. Eine Adresse die ihn lange binden sollte, verbrachte er anschließend vier schöne und erfolgreiche Jahre bei den Trierer Höhenkickern. Zum FSV gelotst wurde er von Stefan Castello, ebenfalls ein alter Tarforster Haudegen und langjähriger Kapitän. Beide harmonierten und schätzten sich, eben gute Freunde, die schließlich auch beim FSV gemeinsame Wege gingen, wie Kasel weiter ausführt: „Mein Weg nach Tarforst führte damals relativ einfach über Stefan Castello, ein guter Freund von mir. Wir haben uns damals in Zewen kennengelernt und haben uns auf Anhieb gut verstanden. Anfangs war ich nur mal ein paar Spiele von ihm und dem FSV gucken (damals noch A-Klasse) und irgendwann meinte er, ich könnte ja mal mit ins Training kommen. Mein Eindruck war direkt absolut positiv und ich habe mich dann auch recht schnell sehr wohl gefühlt. Ja, so fing meine Reise beim FSV dann an.“

Seine Reise war enorm

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Eine Reise mit Höhen und Tiefen. Siege standen Niederlagen gegenüber, viele Tore, viel Jubel und Applaus. Patrik Kasel erlebte seine Blütezeit als Stürmer beim FSV. Seine Stärke konnte sich so richtig entfalten. Der Torjäger mit der Nummer 11 auf dem Rücken war geboren. Er passte wie kaum ein anderer in dieses rote Trikot. Zuschauer, Fans und ja, auch seine Mannschaftskollegen liebten ihn. Ein Garant für Erfolg. Kasel blickt gerne nostalgisch zurück und schwebt noch heute im siebten Fußball-Himmel. Diese Zeit – einfach unvergessen, wie der 35-Jährige weiter ausführt:

„Diese Zeit beim FSV werde ich immer in meinen Erinnerung pflegen. Es war eine grandiose Zeit. Viele schöne und erfolgreiche Jahre. Aber nicht nur ich alleine zähle in dieser Geschichte, es ist das gesamte Team, was einen Spieler im Mannschaftssport erfolgreich sein lässt. Jeder Stürmer ist nur so gut wie sein Team hinter ihm. Ich hatte immer gute Mitspieler, die mich gut in Szene gesetzt haben. Natürlich gehört auch noch eine gewisse Kaltschnäuzigkeit und der Wille dazu. Wenn ich dennoch einige Stärken von mir nennen müsste, wäre es Schnelligkeit, Sprungkraft und Dynamik.“

Torschützenkönig 2012

Reichlich Dynamik und eine starke Trefferquote bewies der Torjäger aber auch in der Saison 2011/2012. Eine Spielzeit für Kasel unvergessen und einmalig. Vor den Toren des Gegners ein Feuerstrahl seinesgleichen. Er traf aus fast jeder Position heraus, entschied Spiele meist mit verbundenen Augen und baute sein Torjägerkonto stetig aus. Schließlich war er gegen Ende der Saison im Topf der besten Stürmer der Liga angekommen. Kein Verstecken, keine Ehrfurcht, Kasel war selbst eine echte Hausmarke und durfte sich schließlich im Mai 2012 am letzten Spieltag weit oben auf dem Linzer Kaiserberg beim VfB Linz (3:3), mit der Torjägerkrone der Fußball-Rheinlandliga krönen. 22 Tore standen geschrieben, ein Moment der noch heute bei ihm für Gänsehaut sorgt, wie Kasel erklärt:

„Oh ja, an dieses Spiel kann ich mich noch heute sehr gut erinnern. Vor dem Spiel kannte ich ja schon die Ausgangssituation. Michael Fleck (damals SV Mehring) und ich standen torgleich auf dem 1. Platz der damaligen Torjägertabelle. Somit war es mir natürlich extrem wichtig diese Challenge gegen Fleck zu gewinnen und im letzten Spiel zu treffen, um mir somit hoffentlich die Torjägerkrone zu sichern. Michel war ein starker Kicker, der eine ordentliche Vita aufzuweisen hat und dann gegen ihn im Kopf an Kopf Rennen um die Torjäger-Kanone zu fighten, war natürlich mega. Ich glaube ich habe das Tor relativ spät geschossen und da wusste ich, dass sollte gereicht haben. Das Gefühl damals war unbeschreiblich. Es machte mich ziemlich stolz, nicht nur das ich diesen Titel bekommen habe, sondern viel mehr, dass ich das Trikot des FSV dabei an hatte.“

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Ein Garant für Tore

Seither war Kasel nicht nur in seinem Club ein echter Garant für Tore, sondern auch beim Rest der Liga. Spieler, Trainer und auch Zuschauer kannten seinen Namen. In der Kabine warnte man vor ihm – „passt auf diesen Kasel auf, den müsst ihr in den Griff bekommen“. Die Ausnahmerolle in der Liga stand ihm gut. Professionell ging er damit um, blieb der Realität verankert und genoss alles andere, nur keinen Höhenflug. Seine starke Leistung blieb konstant. Ein Junge mit Charakter, der seinen Erfolg aber nicht nur an seiner eigenen Person ausmachte – wie er fairerweise bekundet: 

„Ich wollte immer meinen Job auf dem Platz so gut wie möglich machen und da gehören als Stürmer natürlich Tore dazu. Aber am wichtigsten ist der Erfolg der Truppe. Klar die Gegner und vor allem die Trainer der gegnerischen Mannschaft haben bestimmt die ein oder anderen Worte über mich vor dem Spiel in der Kabine verloren, aber ich habe einfach immer mein Ding gemacht. Letztendlich haben mich meine Jungs damals mitgetragen. Es geht nur im Kollektiv und darauf war ich auch mächtig stolz.“

Schöne und unschöne Erinnerungen

Erlebt hat er so einiges. Gute Spiele, aber oftmals auch Spiele zum schnellen Vergessen. Sein Archiv ist voll gespickt mit Anekdoten aus dem Fußball. Erinnerungen die nicht schwinden und noch heute gerne erzählt werden. „Positiv kommt mir direkt eins in den Sinn. Das Flutlichtspiel zuhause gegen den SV Mehring (5:5). Was für ein Spiel. Die Zuschauerränge waren komplett voll und die Stimmung in solch einem Derby maßgeschneidert. In diesem Spiel habe ich vier Tore geschossen und das im Derby, ein geiles Erlebnis. Für diese Momente spielt man Fußball“, blickt der Stürmer mit der Nummer 11 auf dem Rücken zurück, der aber auch im Gegenzug die nicht so tollen Momente erwähnt: „Auch die Spiele gibt es und sie gehören nunmal dazu. Ich erinnere mich an ein Rheinlandpokalspiel zuhause gegen den TuS Mayen, der uns auf eigenem Platz 8:2 abgeschossen hat. Das war ein Tag zum vergessen.“

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Erster Abschied Richtung Luxemburg

2015 erfolgte dann der erste große Abschied des Torjägers. Kasel verließ den FSV mit den Worten “Auf Wiedersehen“ in Richtung Luxemburg. Von nun an kickte er für den FC Victoria Rosport und erhoffte sich schließlich auch im Ländchen eine ähnlich starke Trefferquote wie zuvor bei seinem FSV. 

„Es war natürlich reiflich überlegt, aber ich wollte für mich und meine Karriere den nächsten Schritt gehen. Ich musste für mich auf sportlichem Niveau entscheiden und somit einen Schritt nach vorne gehen. Es war nicht einfach, weil der Verein die Leute und die Mannschaft mir natürlich sehr am Herzen gelegen haben. Aber ich habe das nach fußballerischen Aspekten entschieden. Der Kontakt ist ja nie abgebrochen und somit gab es ja auch jüngst ein Tarfoster Comeback von mir. Die Zeit in Luxemburg hat mich unterm Strich aber schon sehr geprägt. Viele Höhen und Tiefen. In der höchsten luxemburgischen Spielklasse (BGL-League) geht es nicht immer um Freundschaft und Spaß, dort steht die Leistung erstmal im Vordergrund. Man muss sich zeigen und beweisen und das unter oft gleichstarken Spielern in der eigenen Mannschaft. Auch die Gegner sind ein anderes Kaliber, was mich persönlich und fußballerisch extrem weitergebracht hat. Aber auch diese Zeit möchte ich nicht missen, denn sie hat mich geprägt und mir den Fußball aus einer anderen Sicht gezeigt. Nur die Kreuzbandriss-Verletzung hätte ich nicht gebraucht“, gibt Kasel zurückblickend mit schmerzverzerrtem Gesicht zu verstehen.

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Zweiter Abschied und sein aktives Karriereende

Nun folgt Abschied Nummer zwei. Nicht aufgrund eines Wechsels zu einem anderen Verein, sondern mehr aus privaten und beruflichen Gründen. Man wird älter und zerbrechlicher und auch die Familie gewinnt mehr die Oberhand. Kasels Entscheidung die aktive Karriere zu beenden war und ist gut überlegt, wie der 35-Jährige erklärt: „Man soll immer gehen, wenn es am schönsten ist. Es gehören natürlich auch ein paar andere Gründe dazu, die meine Entscheidung dahingehend beeinflusst haben. Das Alter, die Zeit, der Beruf und die Familie. Ich kann die Zeit einfach aus beruflichen und privaten Gründen nicht mehr so aufwenden und dann sollte man Schluss machen. Ich habe vieles erlebt beim FSV und insgesamt im Fußball. Aber der Fußball wird immer für mich auch nach meiner aktiven Zeit weiterhin eine große Rolle spielen. Er gehört einfach zu meinem Leben.“

Zurückblickend hat Patrik Kasel wohl alles richtig gemacht. Seine Stationen, seine Leidenschaft und seine Verbundenheit zum FSV. „Beide Parteien haben sehr voneinander profitiert. Ich konnte eigentlich nie etwas Schlechtes über den Verein sagen und somit habe ich mich immer sehr wohl gefühlt“, lobt der 35-Jährige seine letzte Station, wo er viele Jahre lang die Nummer 11 auf dem Rücken trug. Eine Zahl mit großer Bedeutung, wie der Torjäger zu verstehen gibt: „Die 11 war schon immer meine Zahl – außer in Luxemburg. Diesbezüglich bin ich schon ein wenig abergläubisch. Aber alles hat ein Ende – so auch die Nummer 11 auf meinem Trikot.“

Familie, Beruf, Gesundheit

Nun kommen andere Dinge zum Zuge, die damals dem Fußball oftmals weichen mussten. Mehr Zeit, mehr Leben und mehr Luft, wie Patrik Kasel abschließend begründet: „Der Beruf schläft nicht, die Frau freut sich – hoffentlich auf mehr Zeit mit mir und wenn dann noch Zeit ist, fällt mir sicher noch etwas Gutes ein. Ich denke, ich werde bestimmt die ein oder anderen Spiele des FSV als stiller Beobachter mir noch anschauen. Auch mal eine schöne Sache, die anderen die Tore schießen zu lassen und einfach von außen zu genießen. Das ist zumindest mein Plan.“

Kasel geht somit als ehrgeiziger Spieler in die Geschichtsbücher des FSV ein. Ein Mensch, der durchgeplant durchs Leben geht und nichts dem Zufall überlassen möchte. Unkompliziert und ein treuer Weggefährte, der die Geselligkeit und den Spaß am Leben stets pflegt. Witzig – aber auch ernst, so kennt und schätzt man ihn. Auf ihn war und ist Verlass, auf dem Platz sowie auch abseits. Mit Patrik Kasel verlässt ein ganz Großer die Tarforster Fußballbühne. Sein Erlebtes und seine Leistung bleiben unvergessen, wird man sich noch lange an ihn zurückerinnern – an die Nummer 11, an den Torjäger und an den tollen Menschen Patrik Kasel.

 

André Mergener

 

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