Nach zwei Siegen in Folge wurden die Tarforster am frühen Samstagabend leicht ausgebremst – nachdem man im Heimspiel gegen den VfB Linz ein 3:3-Unentschieden landete.
Mehr Drama geht wohl kaum. Ein Spiel, das nicht nur Nerven gekostet hat – sondern viel mehr auch einiges an Kraft, und das für beide Mannschaften. Am Ende schlug die Uhr bei 110 Spielminuten zum Abpfiff. Emotionen – ein dramatischer Endspurt und dennoch kein Sieger im Tollhaus Tarforst. Grund der langen Nachspielzeit waren viele Unterbrechungen im gesamten Spielverlauf.
Die Gäste vom Linzer Kaiserberg begannen mutig und stark. Man wollte einen Dreier auf der Trierer Höhe – das war den Kickern aus der „Bunten Stadt“ am Rhein schon gleich nach Anpfiff anzumerken. Ein schnelles Spiel – frühe Störaktionen und nach bereits elf Minuten auch die Führung, die Moritz Rott völlig verdient über die Tarforster Torlinie drückte (11.). Mehr Kampf – mehr Biss und unterm Strich auch die bessere Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor lagen die Gäste somit nicht nur in Front, sondern machten es auch den Gastgebern enorm schwer. Für Tarforst war es bislang eine schwere Kost. Es kam spielerisch nicht nur zu wenig – sondern auch kämpferisch zog man meist den Kürzeren gegen einen quirligen VfB. Dem FSV fehlten zudem die guten Ideen. Nach vorne ging der Ball oft verloren – das heimische Aufbauspiel war ausbaufähig, und das ohne Zweifel. Die erste – wenn auch kleinere Chance – markierten die Hausherren nach gut zwanzig Minuten, als Moritz Hannappel nach einer Flanke von Florian Weirich den Ball übers Linzer Gehäuse schoss (23.). Erst nach einer guten halben Stunde – serviert wurde dem FSV ein Freistoß aus erstklassiger Position, kam die Wende für den Platzhirsch. Knapp zwanzig Meter und Hannappel vollstreckte den Freistoß direkt und unhaltbar in den Winkel (33.) – der dem FSV nun jubelnd den 1:1-Ausgleich bescherte. Von nun an lief das runde Leder besser im eigenen Trikot. Tarforst kam steiler ins Spiel und traf kurz vor der Pause auch noch fast zur Führung. Erst vergab Nils Kiesewetter nach einem Solo (44.) – anschließend versäumte auch Nico Neumann via Kopf einen weiteren möglichen Einschlag (45.).
Nach der Pause kamen die Trierer Höhenkicker nun besser und stärker ins Rennen. Die Halbzeitansprache zeigte wohl Früchte – die Moral und der Einsatz stimmten. Aber auch Linz gab weiterhin Gas. Nach knapp einer Stunde rettete so FSV-Keeper Luca Merling mit einer starken Parade und ließ einen Freistoß von Michael Krupp erstklassig abprallen (58.). Zehn Minuten später gab es dann die nächste Aufregung im Trikot der Gäste – als Tarforst einen Handelfmeter zugesprochen bekam, den allerdings Kapitän Benjamin Arnold zu kraftlos auf die Reise schickte und an Torwart Jan Lück scheierte, der keinerlei Mühe aufbringen musste, um diesen Strafstoß sicher zu halten (67.). Kurios wurde es aber auch zehn Minuten vor Schluss. Dem FSV wurde ein Freistoß aus einer recht guten Position zugesprochen. Tarforst führte diesen nicht direkt – dafür aber extrem schnell aus. Zu schnell für Linz. Die Kaiserberg-Elf war noch nicht bereit und aufgestellt gewesen – verpennte den freigegebenen Freistoß komplett, sodass Caspar Suder nach der Ausführung und Flanke von Hannappel völlig frei vor dem Tor auftauchte und auf 2:1 vollstreckte (80.). Die Linzer protestierten und klagten an, dass der Freistoß noch keine Freigabe genossen hat. Doch dem war nicht so – der Schiedsrichter klärte mit entschlossener Miene auf, der Treffer zählte und Tarforst lag zehn Minuten vor dem regulären Ende in Front. Einen Hauch später sah Florian Weirich nach einem wiederholten Foulspiel den gelb/roten Karton und wurde des Platzes verwiesen (88.). Tarforst nun in Unterzahl und Linz am Drücker. Die Nachspielzeit war erst drei Minuten alt, als Linz zum 2:2-Ausgleich aufdrehte (93.). Drei Minuten später klingelte es erneut. Linz landete die 3:2-Führung (96.) und kürte sich schon fast zum sicheren Sieger auf der Trierer Höhe. Beide Treffer markierte zudem Bennet Lorenz. Vieles roch nach einem klassichen „Lucky-Punch“ zu Gunsten der Gäste. Doch dem war nicht so. Praktisch mit der allerletzten Aktion im Sinne des FSV gelang der 3:3-Ausgleich. Ein Freistoß – ausgeführt von Benjamin Arnold – alle Spieler, selbst Keeper Luca Merling, waren im Linzer Strafraum zu Gange, flog vor die Füße von Elias Heiktötter, der aus dem Gewühl heraus und womöglich mit der Fußspitze den Ball über die Linzer Torlinie stochern konnte (105.). Es war Dramatik pur – denn fast wäre Linz auch noch im Gegenzug das 4:3 gelungen – am Ende kratzte Tarforst den Ball noch gerade so von der Linie (109.). Nach 110 Minuten war schließlich Schluss – die Gemüter kühlten wieder ab und beide Teams mussten sich am Ende mit einem umkämpften 3:3-Remis anfreunden. Das Tollhaus Tarforst wurde somit wieder bestens erfüllt – wenn auch unterm Strich ohne Sieg und "nur" mit einem Punkt.
„Ein absolut verrücktes Spiel. So eine Dramatik habe ich selten erlebt. Leider haben wir es in der Anfangsphase nicht so umgesetzt, wie wir es uns eigentlich vorgenommen haben. Hier hat einiges nicht so gut ausgesehen. Nach der Pause haben wir dann ein wenig umgestellt – wodurch dann auch mehr Ruhe ins Spiel kam. Der Platzverweis brachte uns dann doch wieder ins Straucheln – wobei man aber auch betonen muss, dass Linz einen sehr guten und starken Kampf geboten hat. Sicherlich hätten wir dieses Spiel gegen Linz sehr gerne gewonnen. Aber jetzt wurden wir auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt und müssen den Blick auf das nächste Spiel richten, in dem wir es dann besser machen wollen“, betont Co-Trainer Sven Haubrich, stellvertretend für den noch krankgeschriebenen Chef-Trainer Patrick Zöllner. Weiter geht es nun am Freitag in einer Woche (29. November) – wenn man dann in einem weiteren Heimspiel und das pünktlich zur Rückrunde um 20:00 Uhr die SG 99 Andernach empfängt. AM
Spiel-Infos
So spielte der FSV Trier-Tarforst: Merling – Quint – Schmitz – Schuch (46. Schneemilch) – Arnold – N. Neumann (89. Gouverneur) – Finsterwalder (46. Suder) – Heiktötter – Hannappel (82. Herrig) – Kiesewetter – Weirich
Tore: 0:1 (11. M. Rott) – 1:1 (33. Hannappel) – 2:1 (80. Suder) – 2:2 (93. Lorenz) – 2:3 (96. Lorenz) – 3:3 (105. Heitkötter)
Besondere Vorkommnisse: Platzverweis Weirich (gelb/rot 88.)
Schiedsrichter: Hermann Schmidt
Zuschauer: 105