Sonntag, 29 Oktober 2017 19:51

Nie das Training verpasst - seit 40 Jahren!

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csm 154060 3 3e3225887a71 Jahre ist Norbert Schmieder alt – und der Fußball hat ihm in seinem Leben so viel gegeben. Voller Leidenschaft steht er auch heute noch auf dem Platz, trainiert die Bambini- und F-Junioren des FSV Trier-Tarforst. Darüber hinaus ist er Mädchen für alles bei einem Club, der schon viele positive Schlagzeilen in der Eifel-Mosel-Hunsrück-Region geschrieben hat, was die Nachwuchsförderung angeht. Schmieder ist unsere Kultfigur der Woche.

„Norbert ist nicht nur wegen seiner fußballerischen, sondern auch aufgrund seiner sozialen Kompetenz weiter unverzichtbar für uns. Zuletzt hat er sich so bei unserem Herbstferien-Camp auch wieder besonders rührend um Flüchtlingskinder gekümmert“, lobt Manfred Kühne, Fußball-Abteilungsleiter beim FSV Trier-Tarforst. Schmieder sei sich für nichts zu schade: „Auch, wenn ich ihn anrufe und sage, dass ein Fahrer für ein Auswärtsspiel der B-Jugend im gut 125 Kilometer entfernten Andernach kurzfristig ausgefallen ist, springt er wie selbstverständlich ein.“

Den früheren Fernfahrer und Wachdienstmitarbeiter hält der Fußball jung. Ans Aufhören verschwendet er auch im achten Lebensjahrzehnt noch keinen Gedanken. Wirkliche Probleme kennt Schmieder keine – und wenn, dann werden sie direkt und unmissverständlich angesprochen: „Ich fahre mit den Kindern eine klare Linie. Disziplin ist bei mir alles. Und das kommt bei ihnen und den Eltern auch immer noch sehr gut an.“ Grundeigenschaften, wie etwa das Zuhören, aber auch das kleine Einmaleins des Fußballs versucht er seinen Schützlingen zu vermitteln: „Passen, stoppen, schießen: Das muss bei den Kids möglichst früh sitzen.“ Mit Erfolg: Jeder Menge Spieler, die es später bis in höhere Amateurklassen geschafft haben, hat er in jungen Jahren wertvolles Rüstzeug mitgegeben.

Zwischen seinem siebten und 55. Lebensjahr war Schmieder selbst aktiv – bei der SSG Mariahof und der DJK St. Matthias Trier , am liebsten auf der Rechtsaußenposition, wie er durchblicken lässt. Bei der DJK stieg er zudem vor rund vier Jahrzehnten ins Trainermetier ein, begleitete so auch den Werdegang seines Sohnes Stefan mit. Um die Jahrtausendwende folgte dann der Wechsel nach Tarforst, wo er seitdem in nahezu allen Altersbereichen trainiert hat.

Auch beim Herbstcamp des FSV Trier-Tarforst brachte sich Norbert Schmieder kürzlich mit viel Engagment ein. FSV-Abteilungsleiter Manfred Kühne weiß auch die Flexbilität von Schmieder zu schätzen.
Der Abschied von St. Matthias hatte nicht zuletzt pragmatische Gründe: „Wir wohnen am Weidengraben. Da waren es auf einmal nur noch knapp 500 Meter bis zum Sportplatz.“ Mit „Wir“ meint er seine Ehefrau Hannelore. Die Fußball-Leidenschaft ihres Gatten teilt sie zwar nicht, findet es aber „klasse, wie sich Norbert für die Kinder einsetzt“. Der große Stolz sind die vier Enkel: Silas (9) spielt in Tarforst, sein Vetter, der gleichaltrige Jonas bei der JSG Obermosel Nittel und die um zwei Jahre ältere Laura bei der MSG Wellen. Silas' Schwester Sophie wiederum ist musisch begabt und spielt Flöte.

Viel Wert legt Schmieder auf Kameradschaft und Geselligkeit: „Man muss den Jungen doch was bieten, damit sie bei der Stange bleiben.“ Zeltlager und Feriencamps hat er ebenso unzählige mitorganisiert, wie Weihnachts- und Nikolausfeiern. An eine Tour kann er sich besonders gut erinnern: Am 8. Februar 1986 ging es mit dem St. Matthias-Nachwuchs nach Mönchengladbach, um das Vorspiel auf dem Bökelberg zu bestreiten. Mit 2:6 verlor die DJK gegen die Altersgenossen der Borussia. Anschließend sah man, wie Frank Mill die Gladbacher per Doppelpack zum 2:1-Erfolg gegen den Hamburger SV schoss. Zur Freude von Schmieder, der Sympathien mit der Fohlen-Elf und mit den Roten Teufeln vom 1. FC Kaiserslautern hegt.

Unzählige Titel hat der leidenschaftliche Sammler von Country- und Rock´n´Roll-Schallplatten mit den von ihm trainierten Jugendteams auf Kreisebene errungen. Manchmal wurde die Meisterschaft knapp verpasst, was ihn auch heute noch fuchst: „1987/88 haben wir das entscheidende Spiel gegen Eintracht Trier mit 0:1 verloren, obwohl wir die ganze Zeit vor deren Tor waren und eigentlich gewinnen mussten.“

Seine positiven Erinnerungen wiederum spiegeln sich indes nicht nur in den fein säuberlich im Wohnzimmer präsentierten Pokalen wider, sondern auch in außergewöhnlichen Aktivitäten: „Bei einem Zeltlager in Saarburg habe ich den Kindern mal die Aufgabe gegeben, einen Sportplatz zu bauen. Aus dem Wald haben sie Holz herbeigeschleppt und damit die Tore gezimmert – und das bei Nieselregen.“

Ob Regen, Wind oder Kälte: Bei Norbert Schmieder fällt abgesehen von wirklich extremen Witterungsbedingungen übrigens kein Training aus – und selbst hat er in den vier Jahrzehnten als Coach noch keine einzige (!) Übungseinheit verpasst. (Fussball.de / Andreas Arens)

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