Sonntag, 03 Juni 2018 19:27

Das eigene Schicksal beim Schopf gepackt

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20140080 1377740425642844 2033570963338889765 nNach dieser Spielzeit galt erst einmal das große Durchatmen. Was für eine Saison – in der nicht nur Gutes erlebt wurde. Turbulent noch eher harmlos ausgedrückt – hatten die Trierer Höhenkicker oft mehr Glück als Verstand.

Holprig schon die erste Saisonhälfte. Stolpersteine so weit das eigene Augen einen trug – waren Rückschläge und Punktearmut allgegenwärtig. Die Lust am runden Leder ging mit Verlauf der Berg und Talfahrt schließlich verloren. Die eigene Leidenschaft ebenfalls auf gepackten Koffern unterwegs – suchte man diese an allen Ecken. Zur Winterpause zog man nach einer langen Durststrecke schließlich die Reißleine und trennte sich vom damaligen Chef-Trainer Christian Esch. Man erhoffte sich nun einen Aufbruch. Der Befreiungsschlag kündigte sich an – als der FSV schließlich mit dem Ex-Profi Holger Lemke einen jungen, und dynamischen Chef-Trainer für die Rheinlandliga-Truppe verpflichten konnte.

Ein richtiger Hype ging durch das Team – der schon gleich im ersten Training des neuen Jahres unter Lemke deutlich zu spüren war. Es folgte eine Wintervorbereitung oft am eigenen Limit. Der 30-Jährige – neben Eintracht Trier, auch für Rot-Weiß Essen aktiv gewesen, entfachte mit einem harten Trainingsstil neuen Mut in dieser eigentlich starken Elf. Man schöpfte wieder Freude am runden Leder und freute sich schließlich auf eine hoffentlich erfolgreichere Rückrunde – in der man gerne das Feld von hinten aufgerollt hätte.

Doch die Betonung liegt auf ''hätte''. Das Schicksal spielte mit – und brachte auch in der Restsaison viel Unmut auf Triers Höhen. Schmückten noch kleine Lichtblicke in den ersten Spielen den weiteren Verlauf – so bitter und hart wurde es schließlich in der Folgephase. Stetig fiel man in der Tabelle ab. Das obere Drittel nur noch aus der Ferne im eigenen Fokus – wurde der dunkle, nasse und brandgefährliche Keller wehmütig das neue Zuhause der Trierer Höhenkicker. Der Abstiegskampf war perfekt. Großes Zittern und Bangen – dass man beim FSV kaum noch kannte, und das aufgerechnet vor der eigenen Haustüre. Hoffnungsphrasen schmückten nun die tägliche Berichterstattung. Von Außen gaben auch die Zuschauer ihrem Unmut freien Lauf. Hoffnung auf ein baldiges Erfolgserlebnis – gleich Fehlanzeige. Es folgte wohl eines dunkelsten Kapitel der Tarforster Fußballgeschichte. Neun Niederlagen in Serie – und nach acht Rheinlandliga-Jahren in Folge, drohte der bittere Absturz. Verzweiflung, Angst und die pure Verunsicherung – ließen Freund und Gegner spielend gewähren. Selbst das Tabellenschlusslicht aus Badem drückte Tarforst nach einem 1:4 – schmerzerfüllt den Sorgen-Stempel einmal mehr auf die faltige Stirn. Der FSV am Boden – durfte man zudem nun auch den Rechenschieber ungewollt auspacken.

Gegen Ende – genauer gesagt zwei Spieltage vor Schluss, endlich der erhoffte und längst überfällige Befreiungsschlag. Ein deutliches 5:0 über Betzdorf – fegte zumindest vorerst den schweren Frust von der Tarforster Fußballseele. Dank dem Endresultat aus der klassenhöheren Oberliga sowie dem bitteren Abschneiden der ligagleichen Abstiegskonkurrenz – war der Klassenerhalt mit diesem Kantersieg schließlich besiegelt, auch wenn man am letzten Spieltag in Malberg nicht über ein 1:1-Remis hinaus kam.

Ein dickes – blaues Auge, dass man gerne in Kauf genommen hat. Dusel und Glück sowie eine Saison zum schnellen Vergessen. Tarforst musste viel einstecken – packte aber dennoch das eigene Schicksal beim Schopf und sicherte sich schließlich auch das neunte Rheinlandliga-Jahr in Folge in Deutschlands höchster Verbandsklasse.

Nun ist Sommerpause und der Ball ruht – zumindest bis Mitte/Ende Juni. Gespräche mit potenziellen Neuzugängen laufen – ebenso wie die sonstige Vorbereitung zur neuen Runde in Liga sechs, die auch in der kommenden Saison wieder mit starken und namhaften Clubs bestückt sein wird. Salmrohr bittet zum Derby – ebenso die SG Hochwald/Zerf. Ferner packte auch die SpVgg Wirges wieder den Sprung nach oben. Aus der Bezirksliga-Mitte schnuppert zudem der Ahrweiler BC Rheinlandliga-Luft. André Mergener

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