Samstag, 06 Juni 2020 10:12

Totgeglaubte leben länger

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9147261Es war der fünfte Spieltag der Rheinlandliga-Saison 17/18 – den man womöglich nie wieder vergessen wird. Zu Gast an einem ziemlich schwülen Samstagabend liefen die Farben der TuS Koblenz II auf – die zum damaligen Zeitpunkt einen leichten Favoritenstatus genoss.

Spielstark auch zum Beginn der Partie – dominierte zunächst die Elf vom Deutschen Eck, während die Heimelf bis dato noch Ihr Hauptaugenmerk auf die eigene Defensive legte. Erst mit Verlauf der ersten Viertelstunde kam nun aber auch der FSV immer besser in Fahrt. Gute Akzente in Richtung Koblenzer Gehäuse – nach knapp einer halben Stunde schließlich auch mit Erfolg, als Niko Schmitt nach einer starken Hereingabe von Benedikt Decker die 1:0-Führung für sein Team erzielte (25.).

Doch die Freude hielt nicht lange Stand. Koblenz egalisierte schnell – und stellte nur eine Minute später die Uhren praktisch wieder auf Null, als Kevin Kostreva seine TuS dank des 1:1-Ausgleichs jubeln ließ (26.). Ein Spielstand zur Pause mit fairem Geschmack – boten die Tarforster sowie auch die kleinen Schängel ein ansehnliches Duell, dass zu diesem Zeitpunkt alles andere als entschieden war.

Nach der Pause schlug schließlich wieder die Stunde der Hausherren. Ein starkes Tarforster Comeback aus der Kabine – setzten die Trierer Höhenkicker schon früh in Hälfte zwei dicke Ausrufezeichen. So traf Decker nur eine Minute nach Wiederanpfiff den Pfosten – einen Wimpernschlag später vergab auch Lukas Herkenroth frei vor dem Gehäuse, nachdem er zuvor mustergültig von Benedikt Decker bedient wurde. Das Pech streifte das heimische Trikot über – während Koblenz dagegen die ''Ungenauigkeit'' des FSV eiskalt ausnutzte und nach einer Stunde überraschend via Konter die 1:2-Führung dank Tobias Schnabel erzielte (60.). Schlussmann Daniel Bauer war mit den Fingerspitzen noch am Leder – konnte die Führung der Gäste aber trotz langgestreckter Parade nicht mehr verhindern. Spielerisch und das ziemlich offensiv – konnte man dem FSV keinen Vorwurf machen. Vor dem Tor fehlte lediglich das nötige Quäntchen Glück – dass den Höhenkickern im späteren Verlauf aber noch einen wertvollen Tribut zollen wird.

Auch wenn Koblenz zunächst – vermutlich durch die Führung, wie beflügelt die Schlussminuten entgegen stürmte, gab der FSV nicht auf, zumindest moralisch. Man kämpfte in allen Lagen – in jeder Ecke, um jeden Preis und gab die Hoffnung einfach noch nicht auf, vielleicht doch noch einen Punkt zu ergattern. Immerhin schlugen die Schlussminuten ihren letzten Takt an. Die Zeit war das große Problem. Auf den Rängen schenkte man der drohenden Niederlage schon eine gewisse Akzeptanz – wenn auch mit mürrischem Blick.

Doch was nun folgte – die Uhr versprach nur noch fünf Minuten Spielzeit aus, war an Dramatik und Euphorie nicht mehr zu toppen. Als geschlossene Einheit machte man schließlich Unmögliches wahr und belohnte sich trotz drohender Niederlage mit einem Sieg in letzter Minute. Fünf Minuten vor Schluss traf Herkenroth zum 2:2-Ausgleich – ehe André Thielen fast zeitgleich mit dem Schusspfiff den 3:2-Siegtreffer für seine stark kämpfende Mannschaft erzielen konnte. Es war ein Endspurt der besonderen Art. Spannend – leidenschaftlich und einfach unvergesslich, wie der FSV trotz Rückstand noch einmal zurück ins Spiel fand und binnen weniger Minuten mit zwei schönen Toren nicht nur das Spiel und Zuschauer an sich riss, sondern auch die Punkte mehr als verdient in den eigenen Rucksack stecken konnte. Der Jubel nach Spielende war riesig. Der Dreier war perfekt – der Gegner geschlagen, lautete schließlich die Moral von der Geschicht, Totgeglaubte leben länger – auch im Fußball. (am)

 

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